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Männer und Frauen und wie sie es dennoch miteinander aushalten, ist ein unerforschtes, geradezu entlegenes Thema. Oder vielleicht auch nicht. Jedenfalls regte es im Herbst 2001 eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 an, eine für sie bis dahin völlig neue Form des Schultheaters auszuprobieren: Die Initiative ging von einem Schüler aus, der sich für dieses Projekt schnell Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewann. Der ebenfalls gewonnene Lehrer hatte nur die Funktion der Begleitung und "musste" (oder "durfte" – die Meinungen gehen hierzu auseinander) dann auch mitspielen. Zunächst haben wir in improvisierten Szenen Themen aufgefunden und entwickelt. Diese Improvisationen haben großen Spaß gemacht, aber es war noch keineswegs absehbar, dass sie auch in einen Theaterabend münden würden. Die Szenen wurden Woche für Woche präsentiert, kritisiert, verworfen, teilweise für brauchbar befunden. Sowohl in das Spiel wie in die Auseinandersetzung flossen sehr persönliche Erfahrungen und Einstellungen ein: welche Stereotype gelten für mich? Welche nehme ich bei Geschlechtsgenossen oder beim anderen Geschlecht wahr? Dann setzte eine Phase der Verfestigung ein: der Text wurde festgehalten und ausgearbeitet, die Szenen weiter geprobt, eine Rahmenhandlung ergänzt, die die Szenen in einen Zusammenhang stellte. Der Titel "Typisch – typisch" kristallisierte sich als die knappste Verdichtung der aufgehäuften und karikierten beiderseitigen Stereotype heraus. Höhepunkte der gemeinsamen Arbeit waren eine Probenwoche in den Sommerferien und Probentage in den Herbstferien. Erstere war möglich, weil Eltern eine Ferienwohnung und einen Bus zur Verfügung stellten. Mit der gemeinsamen Zeit in Wiesbaden und vor allem auf der Freizeit in Oberschwaben wuchsen das Wissen übereinander und das Vertrauen zueinander in der durchaus gegensätzlichen Gruppe. Dies war die zentrale Voraussetzung für ein wirklich gemeinsames Spiel gerade bei diesem Thema: jeder Spieler / jede Spielerin gab viel von sich preis, besonders wenn zunächst völlig wesensfremde Rollen die Spielerinnen und Spieler mit eigenen Wünschen oder Verletzungen ins Gespräch brachten und so ein Experimentieren mit eigenen Rollen ermöglichten. Das Ergebnis war eine wirkliche Gemeinschaftsproduktion: der Anteil einzelner lässt sich kaum noch herausfiltern: Improvisation, Hartnäckigkeit, derber Witz, Zuverlässigkeit, Sprachgefühl, Humor, Backkunst, Konfliktbereitschaft, Mut zur hemmungslosen Selbstentblößung, listige Verstellung, Bereitschaft zur gewissenhaften Übernahme lästiger Schreibarbeiten und Gespür für dramatische Wendungen sind nur einige der Fähigkeiten, die in dieses Projekt eingeflossen sind. Echte Enthusiasten waren am Werk. So haben wir uns Theater immer gewünscht. Die vier Abende im November 2002 vor dem vollen Musikssaal fanden eine Resonanz, die uns zeigten, dass dieses für Schultheater vielleicht nicht ganz typische Projekt geglückt ist. Dr. Gerhard Müller, Rüdiger Lich |
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