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Petrarca


Sehr positive Erfahrungen habe ich mit der Lektüre der epistola ad Dionysium de Burgo Sancti Sepulcri (fam. rer. lib. iv.1), dem Bericht über die Besteigung des Mont Ventoux, in einer 11. Klasse (1. FS) gemacht. Den Text habe ich aus dem Internet bezogen (http://www.fh-augsburg.de/~harsch/pca_0401.html) und zu einer eigenen Ausgabe zusammengestellt. Mit verhältnismäßig wenigen Kürzungen (s.u.) konnte eine literarische Einheit gelesen werden, die die Klasse nicht nur auf ihre Kursfahrt in die Provence vorbereitete, sondern auch in zentrale philosophische Inhalte und Denkformen des Mittelalters einführte. Den Begriff der Allegorie habe ich dabei hintangestellt und erst verhältnismäßig spät die Frage nach einer zweiten Ebene eingeführt (zu § 14). Der Text steht – als erste neuzeitliche Bergbesteigung, die aber mit Augustinuslektüre gekrönt und durch die allegorische Deutung in mittelalterlicher Weise geformt ist – an einer Epochengrenze, weas die Lektüre besonders reizvoll macht. Ferner eignet Petrarca sich m.E. wegen der sprachlichen Zugänglichkeit (und Schönheit) als Lektüre gerade in der Jahrgangsstufe 10 oder 11 (wo er nach dem gegenwärtigen Lehrplan im Halbjahr Geschichte im Inhaltsbereich "Grundfragen menschlicher Existenz" unterzubringen wäre). Genannt wird Petrarca im Lehrplan nur zu den Staatsenwürfen. Das hier vertrene Konzept passt auch in einen Philosophie-Kurs, aber da würde der "natürliche" Lesezugang, bei dem erst im nachhinein die allegorische Ebene aufgedeckt wird, in den Hintergrund treten. Gelesen wurden: §§ 1, 3 (ab sed de socio), 4, 5 (ab tandem ad domestica), 6-10, 11 (ab quid multa), 12-15, 16 (unter Auslassung des Antifrasis-Satzes und des Schlusssatzes), 17, 18 (bis revidendi), 19-21, 23-27; der Schluss wurde paraphrasiert. Alternativ zu der Ventoux-Epistel dazu scheinen mir auch Ausschnitte aus dem Reisebuch zum Heiligen Grab lohnend, hiervon wie auch von der Besteigung des Mont Ventoux gibt es je eine zweisprachige Ausgabe bei Reclam (zumindest bei letzterer ist die Orthographie mittelalterlich und für Schüler gewöhnungsbedürftig bzw. unbrauchbar).

Copyright 2004 G. Müller